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Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus

Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus

von Shoshana Zuboff

Hardcover
727 Seiten; 232 mm x 164 mm
Sprache Deutsch
1. Auflage
2018 Campus Verlag
ISBN 978-3-593-50930-3

Besprechung

»Die Präzision, mit der Zuboff die Akteure und Mechanismen freilegt und vor gesellschaftlichen Auswirkungen warnt, macht das Buch zu einem Standardwerk zu einer der grossen Fragen unserer Zeit: Wie soll die Politik mit »Datenkraken« umgehen?« Neue Zürcher Zeitung, 22.04.2020 »Wenn die Bedeutung eines Buches daran gemessen wird, wie effektiv es die Welt beschreibt, in der wir uns befinden, und wie viel Potenzial es hat, diese Welt zu verändern, dann ist es meiner Meinung nach das wichtigste Buch, das in diesem Jahrhundert veröffentlicht wird.« Zadie Smith, The Guardian, 21.09.2019»Haben Sie auch das Gefühl, dass irgendwas mit der Art, wie Facebook, Google und die anderen Giganten uns als Bürger und User behandeln, falsch ist? Harvard-Professorin Shoshana Zuboff hat diesem Gefühl nach jahrelanger Recherche einen Namen gegeben: Überwachungskapitalismus.« Christoph Sackmann, Focus Online, 26.03.2019»Die erzählerische Ruhe, von der [Zuboffs] materialreiches Buch lebt, machen es indes zu einer noch viel bestürzenderen Untersuchung. Mit dieser Radikalität hat noch niemand den Totalitarismus einer 'Dritten Moderne' beschrieben, die ihre Zeitgenossen einer umfassenden 'Dressur' unterwirft.« Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel, 21.11.2018»Die Machtfrage lautet: Wie können Menschen den Datendealern der Monopole wirksam entgegentreten?« Elisabeth von Thadden, DIE ZEIT, 22.11.2018»Zuboffs Buch liefert eine neue Erzählung des Kapitalismus.«, Sachbuch-Bestenliste von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT, 24.10.2018»Ein [...] Buch voller Philosophie und Geschichtswissenschaft, für eine ungewöhnliche Inspirationsreise mit Denkern wie Jean-Paul Sartre, Hannah Arendt oder Theodor W. Adorno, für eine anthropologische Abrechnung mit den Auswüchsen im System rund um Google, den Pionier dieser neuen Welt. [...] Shoshana Zuboff ist vielleicht die gefährlichste, weil intelligenteste Gegnerin der Allmacht von der amerikanischen Westküste.« Hans-Jürgen Jakobs, Handelsblatt, 26.10.2018»Die Harvard-Ökonomin schreibt so gut, dass man endlich versteht, worüber alle schon so lange reden: Wie genau unser Verhalten manipuliert wird - und was man dagegen machen könnte.« Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.11.2018»Ich halte es für eines der wichtigsten Bücher des Jahres.« Ingrid Brodnig, profil.at, 19.12.2018»Wir leben im Überwachungskapitalismus. Hier wird dieser Begriff in so vielen Facetten ausgeleuchtet wie in keinem anderen mir bekannten Werk zum Thema.« Armin Thurnher, Falter, 10.10.2018»Zuboff zeigt, wie seit Jahren das Wesen des Menschen durch algorithmische Steuerung modifiziert und geformt wurde. Es geschah nach dem Vorbild dieser Algorithmen selbst: nach Zurechenbarkeit. Mithilfe der Maschinen automatisieren die Überwachungskapitalisten den Menschen und erschaffen ihn nach dem Abbild der Maschinen.« Kai Schlieter, Berliner Zeitung, 03.11.2018»Zuboffs Buch ist [...] analytisch, wortgewaltig und - für den Text einer Wissenschafterin - überraschend kämpferisch. Als emeritierte Professorin will sie nicht nur analysieren, sondern der Nachwelt auch Werkzeuge in die Hand geben, die Zukunft aktiv mitzugestalten.« Sarah Genner, NZZ am Sonntag, 09.12.2018»Zuboffs weitsichtiges und mutiges Buch ist ein Ansporn, diese Schlacht zu schlagen. Vielleicht kommt seine Botschaft in der Sprache der IT-Ökonomie besser an: Es geht hier um dich!« Thomas Thiel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2018»Der schiere Umfang an Wissen, den Shoshana Zuboff brillant zu einer schlüssigen Erzählung zusammenführt, beeindruckt - ein ganz außergewöhnliches Buch.« Vera Linß, Deutschlandfunk Kultur, 08.10.2018»Zuboff [...] ist eine wortgewaltige Kritikerin der Plattformökonomie. [...] Schonungslos legt sie die manipulativen und teils menschenverachtenden Geschäftspraktiken der Tech-Konzerne offen. Kenntnisreich und für den Leser allgemein verständlich beschreibt Zuboff die Entstehung eines neuen Markts, der die GAFA-Konzerne (Google, Apple, Facebook, Amazon) zu den wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht hat. Man kann das Werk schon jetzt neben Pikettys 'Das Kapital im 21. Jahrhundert' (2014) oder Laniers 'Wem gehört die Zukunft?' (2014) einordnen.« Adrian Lobe, spektrum.de, 09.11.2018»Wer Shoshana Zuboffs gerade erschienenes, als Meisterwerk zu bezeichnendes Buch gelesen hat, wird [...] konstatieren müssen, dass der Satz der Kanzlerin nicht falsch, sondern auf bemerkenswerte Weise verdreht war. Denn eigentlich müsste es heißen: Wir alle sind für das Internet Neuland. Nicht wir kolonialisieren die digitale Welt, sie kolonialisiert uns - in Form des Überwachungskapitalismus, der uns kartografiert wie einen fremden Kontinent.«, Der Freitag, 22.11.2018»Es ist ein großer Wurf, ein Lebenswerk, in dem die Gedanken, Gespräche, Recherchen und Untersuchungen dieser großen Denkerin kumulieren.« Andrea Seibel, DIE WELT, 04.10.2018»Willkommen im Zeitalter des Überwachungskapitalismus! Noch ist nicht ausgemacht, wie die digitale Revolution unser Leben verändern wird, wir stehen ja noch ganz am Anfang. Der Zustand der Debatte darüber gleicht deswegen oft jener 'informierten Verwunderung', die Manuel Castells diagnostiziert. Shoshana Zuboff aber hat dazu nun ein scharfsinniges Buch veröffentlicht: einen Versuch, unsere Zeit auf den Begriff zu bringen.« John Naughton, Der Freitag, 27.03.2019»Mit Shoshana Zuboff schlägt eine der wichtigsten Wirtschafts-Denkerinnen Alarm: Der 'Überwachungskapitalismus' dominiert unser Leben und zerstört unsere Gesellschaften.« Wolfgang Schütz, Augsburger Allgemeine Zeitung, 02.04.2019»Es gibt Bücher, die treffen den Nerv der Zeit. Es gibt Bücher, die werden später als Schlüssel zum Verständnis ihrer Epoche angesehen. Es gibt Bücher, die können den Ton einer globalen Debatte verändern. Es gibt Bücher, die machen Widerständigen gegen untragbare Entwicklungen Hoffnung. Shoshana Zuboff hat ein Buch geschrieben, das all das und noch mehr in sich vereint.« Armin Thurnher, Falter, 12.11.2019»Zuboff hat mit ihrer Erzählung vom 'Überwachungskapitalismus' eine scharfzüngige, mitunter überspitzt-alarmistische Gegenwartsdiagnose vorgelegt, die in ihrer Problembeschreibung einen wichtigen Beitrag zum Diskurs um Big Data leistet.« Robert Radu, Jahrbuch 'Extremismus & Demokratie', 32. Jahrgang 2020 »Zuboff hat die intellektuelle Grundlage geschaffen, auf der heute die Bändigung der Internetkonzerne diskutiert wird.« Hans.Jürgen Jakobs, Handelsblatt, 28.06.2021

Inhaltsverzeichnis

InhaltEinführung1. Kapitel: Heimat oder Exil in der digitalen Zukunft 17Die ältesten Fragen 17Requiem für ein Zuhause 20Was ist Überwachungskapitalismus? 22Das Beispiellose 27Der Puppenspieler, nicht die Puppe 30Grundriss, Themen und Quellen dieses Buches 33Teil I Die Grundlagen des Überwachungskapitalismus2. Kapitel: Bühne frei für den Überwachungskapitalismus 45Der Apple-Hack 46Die beiden Modernen 49Das neoliberale Biotop 56Die Instabilität der Zweiten Moderne 60Eine Dritte Moderne 65Der Überwachungskapitalismus füllt das Vakuum 72Für eine menschliche Zukunft 76Benennen und bremsen 823. Kapitel: Die Entdeckung des Verhaltensüberschusses 85Google ist der Pionier des Überwachungskapitalismus 85Gleichgewicht der Kräfte 89Die Suche nach dem Kapitalismus: Ungeduldiges Geld und der Ausnahmezustand 93Die Entdeckung des Verhaltensüberschusses 96Größen- beziehungsweise Massenvorteile bei der Überschussversorgung 105Erfunden von Menschenhand 108Der (geheime) Imperativ der Extraktion 110Zusammenfassung: Logik und Operationen des Überwachungskapitalismus 1164. Kapitel: Der Graben um die Burg 123Menschlicher Rohstoff 123Die Cry-Freedom-Strategie 127Das neoliberale Erbe: schützendes Biotop 133Unter dem Schutz des überwachungstechnischen Ausnahmezustands 138Bollwerke 1475. Kapitel: Die Ausarbeitung des Überwachungskapitalismus: Annexion, Monopolisierung und Wettbewerb 155Der Extraktionsimperativ 155Monopolisierung der Nachschubwege 158Der Enteignungszyklus 165Die Hunde der Dreistigkeit 184Wettbewerb um die Enteignung 187Der Sirenengesang der Überwachungserträge 1946. Kapitel: Die Annexion: Wissensteilung in der Gesellschaft 207Die Google-Deklarationen 207Wer weiß? 212Das Überwachungskapital und die beiden Texte 215Die neue Priesterschaft 219Die Privatisierung der Wissensteilung in der Gesellschaft 223Die Macht des Beispiellosen: Ein Überblick 225Teil IIDer Vormarsch des Überwachungskapitalismus7. Kapitel: Das Reality-Business 231Der Vorhersageimperativ 231Die sanfte Eroberung freiheitsliebender Tiere 238Menschenherden 240Die Realpolitik des Überwachungskapitalismus 243Gewissheit um des Profits willen 246Erfüllung des Unvertrags 253Die Unvermeidlichkeitsdoktrin 256Von Menschen gemacht 260Der Boden ist bereitet 2628. Kapitel: Rendition: Auslieferung und Verdatung unserer Erfahrung 269Der Auslieferung ausgeliefert 269Der Tod von Produkten und Dienstleistungen 274Die Rendition des Körpers 2799. Kapitel: Rendition aus den Tiefen 293Personalisierung als Eroberung 293Die Rendition des Selbst 309Maschinenemotionen 323Wenn sie kommen, um Ihre Wahrheit zu holen 33210. Kapitel: Lass sie tanzen 335Aktions- beziehungsweise Handlungsvorteile 335Facebook macht die Musik 341Auf die Plätze, fertig, Pokémon Go! 352Die Verlockungen des Überwachungskapitalismus bei Under Armour 363Wie sahen sie aus, die Verhaltensmodifikationsmittel? 37411. Kapitel: Das Recht auf das Futur 385Mein Wille zum Wollen 385Unser Wille zum Wollen 389Wie kamen sie damit durch? 395Die Prophezeiung 404Teil IIIInstrumentäre Macht für eine Dritte Moderne12. Kapitel: Zwei Arten von Macht 411Die Rückkehr zum Beispiellosen 411Totalitarismus als neue Art von Macht 414Ein entgegengesetzter Horizont 420Der Andere 422Wider die Freiheit 427Eine Technologie des menschlichen Verhaltens 430Utopia I und II 43213. Kapitel: Big Other und der Aufstieg der instrumentären Macht 437Eine neue Art Macht 437Ein Marktprojekt der totalen Gewissheit 442Der Fluch dieses Jahrhunderts 445Das China-Syndrom 451Am Scheideweg 45814. Kapitel: Eine Utopie der Gewissheit 461Gesellschaft als das Andere 461Das Streben nach Totalität beinhaltet die Gesellschaft 463Angewandte Utopistik 468Konfluenz als Beziehung zwischen Maschinen 471Konfluenz als Gesellschaft 47515. Kapitel: Das instrumentäre Kollektiv 481Die Priester instrumentärer Macht 481Big Other frisst Gesellschaft: Die Rendition der sozialen Beziehungen 484Die Prinzipien einer instrumentären Gesellschaft 495Die Dritte Moderne des Schwarms 50716. Kapitel: Vom Leben im Schwarm 511Unsere Kanarienvögel in der Kohlengrube 511Die Faust aufs Auge 515Lebensbeweis 520Die nächste menschliche Natur 528Der Gesellungstrieb 533No Exit! 53917. Kapitel: Das Recht auf Freistatt 545Big Other läuft der Gesellschaft davon 545Gerechtigkeit an der neuen Grenze der Macht 550Jedes Einhorn hat seinen Jäger 559Schlussbetrachtung 18. Kapitel: Ein Putsch von oben 567Freiheit und Wissen 567Jenseits der Gegenseitigkeit 572Der neue Kollektivismus und seine Herren der radikalen Indifferenz 577Was ist Überwachungskapitalismus? 586Überwachungskapitalismus und Demokratie 590Seid Sand im Getriebe 593Dank 601Anmerkungen 607Register 715

Kurztext / Annotation

Gegen den Big-Other-Kapitalismus ist Big Brother harmlos.
Die Menschheit steht am Scheideweg, sagt die Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff. Bekommt die Politik die wachsende Macht der High-Tech-Giganten in den Griff? Oder überlassen wir uns der verborgenen Logik des Überwachungskapitalismus? Wie reagieren wir auf die neuen Methoden der Verhaltensauswertung und -manipulation, die unsere Autonomie bedrohen? Akzeptieren wir die neuen Formen sozialer Ungleichheit? Ist Widerstand ohnehin zwecklos?
Zuboff bewertet die soziale, politische, ökonomische und technologische Bedeutung der großen Veränderung, die wir erleben. Sie zeichnet ein unmissverständliches Bild der neuen Märkte, auf denen Menschen nur noch Quelle eines kostenlosen Rohstoffs sind - Lieferanten von Verhaltensdaten. Noch haben wir es in der Hand, wie das nächste Kapitel des Kapitalismus aussehen wird. Meistern wir das Digitale oder sind wir seine Sklaven? Es ist unsere Entscheidung! Zuboffs Buch liefert eine neue Erzählung des Kapitalismus. An ihrer Deutung kommen kritische Geister nicht vorbei.

Langtext

Gegen den Big-Other-Kapitalismus ist Big Brother harmlos.
Die Menschheit steht am Scheideweg, sagt die Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff. Bekommt die Politik die wachsende Macht der High-Tech-Giganten in den Griff? Oder überlassen wir uns der verborgenen Logik des Überwachungskapitalismus? Wie reagieren wir auf die neuen Methoden der Verhaltensauswertung und -manipulation, die unsere Autonomie bedrohen? Akzeptieren wir die neuen Formen sozialer Ungleichheit? Ist Widerstand ohnehin zwecklos?
Zuboff bewertet die soziale, politische, ökonomische und technologische Bedeutung der großen Veränderung, die wir erleben. Sie zeichnet ein unmissverständliches Bild der neuen Märkte, auf denen Menschen nur noch Quelle eines kostenlosen Rohstoffs sind - Lieferanten von Verhaltensdaten. Noch haben wir es in der Hand, wie das nächste Kapitel des Kapitalismus aussehen wird. Meistern wir das Digitale oder sind wir seine Sklaven? Es ist unsere Entscheidung!
Zuboffs Buch liefert eine neue Erzählung des Kapitalismus. An ihrer Deutung kommen kritische Geister nicht vorbei.

Textauszug

Erwacht im Frost und finstern Lärm der Stunde,
begehren wir nach südlich-alter Zeit,
Nacktheit und Wärme und Gelassenheit,
Geschmack von Lebenslust in reinem Munde.
Und nachts in unsern Hütten träumen wir
von Zukunftsfesten: jedem Labyrinth,
das die Musik entwirft, folgt die Musik
des Herzens unfehlbar mit ihren Schritten.
Wir neiden Flüssen, Häusern die Gewißheit,
selbst aber, zweifelnd, fehlbar, waren wir
nie wie ein großes Tor so nackt und stet
und werden nie so klar wie unsre Quellen:
nur weil wir müssen, leben wir in Freiheit,
ein Bergvolk, das sich in den Bergen bläht.
- W. H. Auden, Sonette aus China, XVIII

Ich widme dieses Buch der Vergangenheit und der Zukunft.
Im Gedenken an meinen geliebten Jim Maxmin
Im Gedenken an meinen mutigen Freund Frank Schirrmacher
Meinen Kindern Chloe Sophia Maxmin und Jacob Raphael Maxmin zu Ehren -
ich schreibe zur Stärkung eurer Zukunft und
der moralischen Sache eurer Generation

Überwachungskapitalismus, der
1. Neue Marktform, die menschliche Erfahrung als kostenlosen Rohstoff für ihre versteckten kommerziellen Operationen der Extraktion, Vorhersage und des Verkaufs reklamiert; 2. eine parasitäre ökonomische Logik, bei der die Produktion von Gütern und Dienstleistungen einer neuen globalen Architektur zur Verhaltensmodifikation untergeordnet ist; 3. eine aus der Art geschlagene Form des Kapitalismus, die sich durch eine Konzentration von Reichtum, Wissen und Macht auszeichnet, die in der Menschheitsgeschichte beispiellos ist; 4. Fundament und Rahmen einer Überwachungsökonomie; 5. so bedeutend für die menschliche Natur im 21. Jh. wie der Industriekapitalismus des 19. und 20. Jhs. für die Natur an sich; 6. der Ursprung einer neuen instrumentären Macht, die Anspruch auf die Herrschaft über die Gesellschaft erhebt und die Marktdemokratie vor bestürzende Herausforderungen stellt; 7. zielt auf eine neue kollektive Ordnung auf der Basis totaler Gewissheit ab; 8. eine Enteignung kritischer Menschenrechte, die am besten als Putsch von oben zu verstehen ist - als Sturz der Volkssouveränität.

Einführung

1. Kapitel
Heimat oder Exil in der digitalen Zukunft

Ihn sah ich auf der Insel die bittersten Tränen vergießen,
In dem Hause der Nymphe Kalypso, die mit Gewalt ihn
Hält; und er sehnt sich umsonst nach seiner heimischen Insel
- Homer, Odyssee

Die ältesten Fragen
"Arbeiten wir dann künftig alle für eine intelligente Maschine, oder haben wir intelligente Menschen um die Maschine herum?" Diese Frage stellte mir 1981 der junge Manager einer Papierfabrik zwischen Backfisch und Nusstorte an meinem ersten Abend am Standort seines riesigen Betriebs, einer kleinen Stadt im Süden der Vereinigten Staaten, die mir die nächsten sechs Jahre über selbst immer mal wieder zum Zuhause werden sollte. An dem verregneten Abend beschäftigten mich seine Worte so sehr, dass ich darüber ganz das anschwellende Trommeln der Regentropfen auf der Markise über unserem Tisch vergaß. Ich erkannte in ihr eine der ältesten Fragen der Politik: Heimat oder Exil? Souverän oder Untertan? Herr oder Knecht? Wir sprechen hier von ewigen Themen wie Wissen, Autorität und Macht, die nie ein für alle Mal zu klären sein werden. Geschichte hat kein Ende; jede Generation muss ihren Willen und ihre Vorstellungen erneut durchsetzen, ihren Fall aufs Neue zur Verhandlung bringen, da jede Epoche neue spezifische Bedrohungen bringt.
"Was meinen Sie?" Kam der frustriert insistierende Ton des Fabrikleiters daher, dass er sonst niemanden fragen konnte? "Welche Richtung sollen wir einschlagen? Ich muss das wissen. Wir haben keine Zeit zu verlieren." Da mir selbst nach Antworten war, nahm damals das Projekt seinen Anfang, aus dem dann - vor dreißig Jahren - mein erstes Buch werden sollte: In the Age of the Smart Machine: The Future of Work and Power. Und das wiederum wurde das erste Kapitel meiner lebenslangen Suche nach einer Antwort auf die Frage "Kann die digitale Zukunft uns eine Heimat sein?".
Jener linde Abend im Süden liegt Jahre zurück, a

Biografische Anmerkung zu den Verfassern

Shoshana Zuboff war 1981 eine der ersten Frauen, die an der Harvard Business School einen Lehrstuhl bekamen. Bereits 1988 schrieb sie den Best- und Longseller "In the Age of the Smart Machine", in dem sie als Sozialwissenschaftlerin und Ökonomin die technologischen Entwicklungen und daraus resultierenden Kontrollmechanismen vorhersagte. Mit dem Begriff "Dark Google" prägte sie 2014 maßgeblich die Debatte um die digitale Zukunft und Big Data. Das Magazin strategy+business bezeichnet sie als eine der elf originellsten Wirtschaftsdenkerinnen und -denker der Welt. Shoshana Zuboff lebt in Maine (USA).