Erweiterte Suche

Aktuelle

Events

Events

Gerade für Sie gelesen

Rezension verfassen


  • Gustav Klimt von Mona Horncastle; Alfred Weidinger

    Gerda aus unserer Tyrolia-Filiale in Innsbruck

    Wer kennt ihn nicht, den großen Künstler und Star des Wiener Fin de Siècle? Am 6. Februar 2018 jährt sich zum 100. Mal sein Todestag. Diese neue Biografie wird ihm mehr als gerecht, haben doch die Autoren akribisch daran gearbeitet und Halbwahrheiten hintan gehalten. Gar zu viel wurde ja über Klimts Privatleben schon spekuliert. Das Duo begegnet dem Maler auf Augenhöhe und legt viel bisher unbeachtetes Archivmaterial dar. Die verschiedenen Schaffensperioden Klimts, belegt durch zahlreiche Bilder, machen das Buch zu einem wahren Schmuckstück. Nicht vergessen möchte ich die geschichtlichen Streifzüge, ist doch auch die Geschichte der Juden in Wien und der Welt eng mit Gustav Klimt verbunden. Die Aufmachung des Buchs ist sehr gelungen, ein hochwertiger Druck, viele farbige Bilder, ein Lesebändchen und der gelbe (an gold angelehnte) Blattschnitt lassen mich 5 Sterne vergeben.

  • Gustav Klimt von Mona Horncastle; Alfred Weidinger

    Am 06. Februar 2018 jährt sich der Todestag von Gustav Klimt zum 100. Mal. Ein Anlass, wieder einmal eine Biografie über diesen Maler zu lesen, der zu Lebzeiten polarisiert hat, dann lange in Vergessenheit geraten ist und erst ab 1985 wieder in das Rampenlicht der Öffentlichkeit geraten ist. Die unrühmliche Geschichte (und die Rolle Österreichs darin) um die Restitution einiger seiner Bilder an die Nachfahren seiner damaligen jüdischen Auftraggeber hat ein weltweites Interesse an Gustav Klimt und seinen Bildern hervorgerufen.
    Wer war er nun? Das „Enfant Terrible“ der Wiener Kunstszene? Der Mann, der jene goldenen Bilder malte, die heute nahezu auf jedem Wien-Kalender zu sehen sind?
    In zwanzig Kapiteln bringt uns das Autorenduo Leben und Werk des Künstlers näher.
    Gustav wird am 14. Juli 1862 als ältester Sohn des aus Böhmen zugewanderten Goldgraveur Ernst Klimt und seiner Frau Ann Rosalia geboren. Die Familie lebt mit den Kindern, Gustav, Ernst jr., Georg und den Schwestern in eher ärmlichen Verhältnissen. Geld ist knapp und Geld wird im Leben Gustavs immer eine Rolle spielen: Es ist für ihn zum Ausgeben da. Später wird er große Summen verdienen und doch wird bei seinem Tod kaum Geld vorhanden sein. Er unterstützt beinahe jeden, der ihn um Geld bittet und wird entsprechend auch ausgenützt. Dennoch sieht er darüber hinweg und meint: „… Und lieber geb ich einmal einem Lumpen etwas, als dass ich am End einem wirklich Armen nix geben tät.“ (S.75)
    Gustav Klimt wird in diesem Buch nicht über seiner Rolle als „Womanizer“ definiert wie in anderen Biografien, obwohl er eine charismatische Ausstrahlung auf Frauen hat. Ja, er hat Verhältnisse mit einigen seiner Modelle. Doch vieles davon ist ungesichert, manches erfunden.
    Klimts Leben und Werk ist untrennbar mit dem jüdischen Großbürgertum in Wien des Fin de Siècle verbunden. Das spiegelt sich darin, dass er kaum Aufträge anderer Kunden erhält. Der Skandal der Bilder für die Medizinische Fakultät, zeigt einen sturen, geradlinigen Menschen. Klimt gibt Auftrag und Honorar an die Auftraggeber zurück, gleichwohl er sich damit verschuldet. Klimt nimmt danach keinen öffentlichen Auftrag mehr an – mit allen Konsequenzen.
    Dieser geradlinigen Persönlichkeitsstruktur gehen die beiden Autoren nach und fördern bislang unbeachtetes Archivmaterial, Tagebücher und Zeitzeugenberichte zutage.

    Klimt beschäftigt sich nicht nur mit den Frauenporträts seiner finanzkräftigen Auftraggeber, sondern studiert die japanische Kunst, die ihn nachhaltig beeinflusst.
    Großer Raum wird auch dem Raub der Kunstwerke durch die Nazis eingeräumt (siehe Kapitel XX „Zur Rezeptionsgeschichte“). Interessant, dass Klimts Bilder als „geringwertig“, gerade nicht entartet, eingeschätzt werden. Angesetzte Preise von wenigen hundert Reichsmark lassen viele Bilder in der Versenkung verschwinden. Ein Monet wird z.B. auf 10.000 Reichsmark (=54.000,00 Euro) geschätzt, Klimts Bild „Mäda Primavesi“ auf 110/150 RM (= 600/800 Euro).
    Tragisch, dass ein Großteil des Werkes von Gustav Klimt in den letzten Kriegstagen im Schloss Immendorf durch den Brand für immer verlorengehen.
    Nicht ausgespart wird die unrühmliche Rolle der Republik Österreich bei der Restitution von Klimts Bildern an die Nachfahren der von den Nazis enteigneten jüdischen Familien.
    Es mag wie ein Treppenwitz der Geschichte anmuten, dass die von den Nazis geringgeschätzten Werke Gustav Klimts heute bei Auktionen Höchstpreise erzielen.

    Meine Meinung:

    Mona Horncastle ist eine sehr ausführliche und anschauliche Biografie Gustav Klimts gelungen. Co-Autor Alfred Weidinger ist einer der besten Klimt-Kenner der Welt. Sie beleuchten die unbekannten Seiten Klimts und lassen uns in den Zeitgeist der Wiener Gesellschaft um 1900 eintauchen.
    Sie begegnen Gustav Klimt auf Augenhöhe, abseits der vielen Klischees und Legenden, die sich um das Leben des großen Künstlers ranken.
    Bemerkens- und erwähnenswert ist auch die großartige Aufmachung des Buches: Gebunden mit Lesebändchen und einem färbigen Blattschnitt – in Anlehnung an Klimts verschwenderische Verwendung von Blattgold in einem goldähnlichen Gelb gehalten. Auch der Schutzumschlag ist ein Eyecatcher, der in gelb und weiß, die für Klimt so typischen geometrischen Muster wiedergeben. Hohe Papierqualität, Lack- und Prägedruck ergänzen das auffallende Cover, das in seiner Haptik einen Genuss verspricht.

    Fazit:

    Eine wunderbare Biografie, die mit den diversen Legenden rund um den Künstler und Menschen Gustav Klimt aufräumt. Dieses Buch zählt für mich zu den Highlights der Biografien und eignet sich hervorragend als Geschenk. Ich gebe 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.