Erweiterte Suche

Aktuelle

Events

Events
Mutterherz

Mutterherz

Roman

von Rosa Matteucci

Hardcover
128 Seiten; 185 mm
Sprache Deutsch
2011 diaphanes
ISBN 978-3-03734-140-7

Besprechung

»In dieser Prosa zählt jedes Detail, sie hält ihren Leser auf jeder Seite wach... Rosa Matteucci ist eine mitleidlose, wütende Verfechterin des 'Trotzdem'.« Carlo Fruttero, La Stampa

Kurztext / Annotation

Banal und schaurig-schön: Mutter und Tochter
Die Mutter lebt am Rande der Verwahrlosung in ihrem Haus auf dem Land, verschanzt wie in einem Bau, verbittert und misstrauisch bis zur Bösartigkeit. Ihre einzige Tochter Luce, Anfang vierzig, unscheinbar, geschieden und von der Last ihres eigenen, vermeintlich verpfuschten Lebens niedergedrückt, fährt jedes Wochenende zu ihr, von Pflichtgefühl, schlechtem Gewissen und Sorge getrieben, während die Mutter "allwöchentlich wie eine riesige fleischfressende Pflanze in ihrer Höhle auf sie wartet, bereit, sie zu verschlingen." Seit langem trägt Luce sich mit dem Gedanken, der Mutter eine häusliche Pflege zu organisieren doch die wehrt sich mit Händen und Füßen. Anlässlich ihres Weihnachtsbesuchs hat die Tochter sich fest vorgenommen, diesmal nicht klein beizugeben. Der Konflikt spitzt sich zu, als sie die Mutter zu einem für die Senioren des Dorfes veranstalteten Gemeinschaftsessen schleppt, auf dem sie sowohl die erträumte Altenpflegerin als auch, ganz plötzlich, den Mann fürs Leben zu finden hofft. Und das Drama nimmt seinen Lauf: in raschen, mal überspitzten, mal melancholischen Moment aufnahmen. Mit stoischer Zielsicherheit, einem auf jeder Seite aufflammenden Sinn für das Groteske und abgeklärter Furchtlosigkeit entwickelt Rosa Matteucci eine Geschichte, wie jeder sie zu kennen glaubt und wie sie so noch nicht erzählt wurde. Und ein Moment von Schönheit leuchtet noch in den widersprüchlichsten Facetten einer festgefahrenen Mutter-Tochter-Beziehung auf, zwischen Groll und Schuldgefühlen, Tristesse, Banalität und Güte.

Langtext

Die Mutter lebt am Rande der Verwahrlosung in ihrem Haus auf dem Land, verschanzt wie in einem Bau, verbittert und misstrauisch bis zur Bösartigkeit. Ihre einzige Tochter Luce, Anfang vierzig, unscheinbar, geschieden und von der Last ihres eigenen, vermeintlich verpfuschten Lebens niedergedrückt, fährt jedes Wochenende zu ihr, von Pflichtgefühl, schlechtem Gewissen und Sorge getrieben, während die Mutter »allwöchentlich wie eine riesige fleischfressende Pflanze in ihrer Höhle auf sie wartet, bereit, sie zu verschlingen.« Seit langem trägt Luce sich mit dem Gedanken, der Mutter eine häusliche Pflege zu organisieren - doch die wehrt sich mit Händen und Füßen.

Anlässlich ihres Weihnachtsbesuchs hat die Tochter sich fest vorgenommen, diesmal nicht klein beizugeben. Der Konflikt spitzt sich zu, als sie die Mutter zu einem für die Senioren des Dorfes veranstalteten Gemeinschaftsessen schleppt, auf dem sie sowohl die erträumte Altenpflegerin als auch, ganz plötzlich, den Mann fürs Leben zu finden hofft. Und das Drama nimmt seinen Lauf: in raschen, mal überspitzten, mal melancholischen Momentaufnahmen.

Mit stoischer Zielsicherheit, einem auf jeder Seite aufflammenden Sinn für das Groteske und mit abgeklärter Furchtlosigkeit entwickelt Rosa Matteucci eine Geschichte, wie jeder sie zu kennen glaubt und wie sie so noch nicht erzählt wurde. Und ein Moment von Schönheit leuchtet noch in den widersprüchlichsten Facetten einer festgefahrenen Mutter-Tochter-Beziehung auf, zwischen Groll und Schuldgefühlen, Tristesse, Banalität und Güte.

Textauszug

"An jenem Donnerstag war sie also allein in ihrer lichtlosen, kleinen Küche im Ortsteil C. der Gemeinde O. Es klingelte. Die Alte, die gerade schnaufend im Loch des nicht ziehenden Küchenherds herumstocherte, schlug trotz des wiederholten Geklingels weiter auf das Ofenrohr ein, von dem nicht verbrannte, verrußte Krusten herunterfielen. Mit den brennenden Streichhölzern in der Hand stopfte sie sodann mit verbissener Wut ein paar Stöckchen ins Ofenloch. Selbstgespräche führend vermaledeite sie die ganze Welt mitsamt dem Weltall, insbesondere ihren seligen Ehemann. Da es aber beharrlich und heftig weiterklingelte, entschloss sich Ada, die Tür einen Spalt zu öffnen. Draußen auf dem Treppenabsatz standen zwei vornehme Damen in Dunkelblau. Zwischen Tür und Angel sah Ada, dass die beiden andeutungsweise lächelten, eigentlich lächelte ihr nur die Ältere zu, die Jüngere schaute mürrisch und finster nach rechts. Sie war schon dabei, den beiden Frauen die Tür vor der Nase zuzuknallen, weil sie prinzipiell und vorsichtshalber nie jemanden hereinließ, als sie den vertrauten Zahlungsbeleg der Beamtenpension aufblitzen sah. Sie riss den Mund auf."

Biografische Anmerkung zu den Verfassern

Matteucci, RosaRosa Matteucci ist eine italienische Schriftstellerin und Schauspielerin. Ihr erster Roman »Lourdes« (1998, Premio Grinzane Cavour für ein literarisches Erstlingswerk), erschienen 2009 bei diaphanes, erregte in Italien großes Aufsehen. Es folgten weitere preisgekrönte Romane. Rosa Matteucci lebt in Genua.